Das Schloss der Grafen von Wiser zu Leutershausen |
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Rhein-Neckar-Zeitung 25./26.03.2006 |
Dieser Einladung folgten meine Frau und ich. Frau Falter stellte hier ihre Magisterarbeit vor, eine einmalige Dokumentation über das Schloss der Grafen von Wiser. In leicht verständlicher Weise verstand sie es, die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen. Ihr Vortrag war mit umfangreichem Bildmaterial unterlegt, so dass man das Schloss mit einem ganz neuen Blick sah. Freundlicherweise stellte Frau Falter uns eine kurze Zusammenfassung ihres Vortrages für diese Homepage zur Verfügung. Dafür möchten wir ihr an dieser Stelle herzlich danken. Wer mehr über die Geschichte des Schlosses der Grafen von Wiser wissen möchte, kann im Rathaus eine Broschüre von Frau Falter erwerben. Willi Eck
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(Auszüge aus dem Vortrag vom 23.03.2006 in der Alten Synagoge/Hirschberg-Leutershausen)
Die Familie von Wiser stammt ursprünglich aus Melk an der Donau in Österreich. Kaiser Maximilian erhob im Jahre 1500 die Familie unter Christoph Wiser in den Adelsstand und sie erhielten ihr Familienwappen, welches bis heute Gültigkeit besitzt. Unter dem Druck der Gegenreformation mussten die Familienmitglieder aus Österreich weichen. Sie fanden Dienste bei den Pfalzgrafen von Pfalz-Neuburg, unter denen sie nach Düsseldorf und später in die Kurpfalz kamen. Über Generationen hinweg hatten die Grafen von Wiser hohe Ämter inne. 1694 wurde die Familie in den Freiherrenstand, 1702 in den Reichsfreiherrenstand und im gleichen Jahr in den Reichsgrafenstand erhoben. Der Erbauer des Schlosses, Graf Ferdinand Andreas von Wiser, war der Stammvater der sog. Weißen oder Leutershausener Wiserschen Linie, sein Bruder, Graf Franz Joseph, der Begründer der sog. Schwarzen oder Siegelsbacher Wiserschen Linie. Ferdinand Andreas ehelichte 1701 Maria Charlotte Amalia, geb. Gräfin von Leiningen-Westerburg. Er stand in Diensten des Kurfürsten u. a. als diplomatischer Gesandter, kurpfälzischer Geheimer Rat, Kriegsrat und ab 1748 als Regierungspräsident.
Das gesamte gräflich-wisersche Anwesen besteht aus dem
eigentlichen Schlossbau, einer kleinen Kapelle, einem Wirtschaftsgebäude, einer
Zehntscheune, einer Remise sowie einem Park mit Orangerie und Skulpturen. Die
Anlage steht seit 1989 unter Denkmalschutz.
Auf diesem Gesims stehen auch die vier Pilasterbasen der
Kolossalordnung (Säulenordnung, die über mehrere – meist zwei – Stockwerke
greift), die den Risalit gliedern. Die sehr langen Pilaster verjüngen sich nach
oben hin, was äußerst ungewöhnlich aussieht und kaum vergleichbare Beispiele
findet (Ausnahme: Haus Buhl/Heidelberg, zw. 1720 und 1725, Architekt: Rischer).
Der dreischiffige Eingangsraum besitzt ein vierteiliges
Kreuzgratgewölbe, welches durch zwei Säulen und zwei Pfeiler gestützt wird.
Dieses Vestibül samt den Treppenaufgängen wurde in den 1960er-Jahren aufwendig
restauriert. Der Grundriss des Erdgeschosses zeigt deutlich eine Enfilade auf,
d. h. eine Aufreihung von Räumen, deren Türen in einer Achse liegen und
Durchsicht in alle Räume erlauben. Die Enfilade setzt sich auch in den oberen
Stockwerken fort. Die Räume des ersten Obergeschosses (Piano Nobile bzw. Ètage
noble) dienen heute noch Empfangszwecken. Eine Besonderheit weist die Bibliothek
auf: Dieser Raum war vermutlich das Schlafzimmer des Grafen und wurde im Laufe
der Zeit umfunktioniert. Hierin befindet sich eine latente Tür, hinter der sich
ein kleiner Raum befindet, der wohl als Bad/Toilette diente. Zu sehen ist diese
Situation auf dem Gemälde „ex voto 1770“, das sich im Schloss befindet. In der
Bibliothek hängen ferner 14 der insgesamt über 40 vorhandenen Ahnenporträts. Die Loreto-Kapelle befindet sich am Eingang des Schlossbereichs. Graf Ferdinand Andreas von Wiser ließ sie 1737 erbauen und 1742 weihen. Hier stand von Anfang an das Gnadenbild der „Schwarzen Madonna“, die sich seit Fertigstellung des Baus in der neuen katholischen Kirche befindet, für welche die gräfliche Familie das Mittelfenster in der Apsis des Chorraumes und das Fenster in der Gnadenkapelle stiftete. In der Kapelle befinden sich eine Glocke mit der Inschrift „MCCCCIXVIII nach Crest Gebort“, zwei Epitaphien, ein Taufstein sowie der Barockaltar (1992 restauriert), dessen Retabel aus dem 18., der Unterbau, die Podeste und die Seitenschränke aus dem 19. Jahrhundert stammen. 1714 ließ der Erbauer des Schlosses auch das Wirtschaftsgebäude/Amtshaus errichten, das 12 Achsen, zwei Geschosse und ein Mansarddach besitzt. An dessen Mauer sowie an der Mauer der Remise befinden sich die Grabdenkmäler von Adam von Hirschberg, von Graf Franz Joseph von Wiser (+1755) und Gräfin Anna Lucia (+1726), von Wilhelmine, geborene Gräfin von Wiser (+1770) sowie von Graf Carl Joseph von Wiser (+1788). Caroline Falter M. A. Kunsthistorikerin
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